Schaltjahr - Kapitel 8

 

Mona Kim Bücher Schaltjahr Roman

Seit elf Wochen lebte Rena nun schon in dem kleinen Dorf. Ihre Tage waren mit Arbeit und ihrem Hund ausgefüllt. Marlies Kreutzers Aufforderung, an den Gymnastikabenden teilzunehmen, war Rena nach reiflicher Überlegung gefolgt. Auf diese Weise hatte sie inzwischen einige Frauen des Weilers kennengelernt. Zwar waren die meisten um einiges älter als Rena, aber sie nahmen die neu Zugezogene herzlich in ihre Mitte auf. Rena empfand den einfachen, gesunden Menschenverstand der aus bäuerlichem Umfeld stammenden Frauen als wohltuend. Hier erwartete niemand von Rena geistreiche Bemerkungen oder legte Worte auf die Goldwaage, wie sie es oft in ihrem früheren Bekanntenkreis erlebt hatte. Rena interessierte sich nicht einen Deut für Politik und hatte sich oft Kritik an ihrem diesbezüglichen Unwissen gefallen lassen müssen. Natürlich wurden auch während der Gymnastikabende hin und wieder politische Themen diskutiert und die politische Richtung tendierte doch ziemlich nach rechts. Bei solchen Gelegenheiten hielt Rena sich einfach aus der Debatte heraus. Nur in wenigen Fällen, wenn etwa allzu deutliche Fremdenfeindlichkeit zutage trat, erreichte sie mit einem freundlichen Hinweis auf christliche Glaubensgrundsätze meist zumindest, dass das Thema fallengelassen wurde. 
Religion spielte in der Dorfgemeinschaft eine bedeutende Rolle. Die Menschen hier waren katholisch und der Glaube wurde auch heute noch durch regelmäßige Messebesuche praktiziert. Die kleine, aus dem zwölften Jahrhundert stammende Dorfkirche war erst kürzlich mit erheblicher finanzieller und praktischer Hilfe der Einwohner renoviert worden. Ein wertvolles Wandgemälde im Kircheninnern erstrahlte wieder in der originalen Farbenpracht und lockte Touristen aus ganz Deutschland und hin und wieder sogar besonders an dieser Epoche Interessierte aus dem Ausland an.

Zwar war Rena katholisch getauft, hatte die heilige Kommunion empfangen und an der Firmung teilgenommen, aber damit hatte ihre religiöse Erziehung ein Ende gefunden. Kirchgänge gehörten nicht zu den Angewohnheiten ihrer Eltern. Religiöse Zugeständnisse machten sie nur, wo anderes Verhalten Ausgrenzung bedeutet hätte. Dennoch, oder vielleicht auch deshalb, hatte das Innere einer Kirche für Rena schon von klein auf eine starke Anziehungskraft ausgeübt. Ihre Geburtsstadt nannte ein bedeutendes Münster ihr Eigen und diese imposante Kirche hatte ihre Wirkung auf das sensible Mädchen nicht verfehlt. Familiäre Probleme machten Rena empfänglich für die Geborgenheit und Sicherheit, die eine christliche Gemeinschaft versprach. Doch Renas Versuche, sich in diese Gemeinschaft zu integrieren, waren an den vielen Fragen gescheitert, auf die sie nie eine befriedigende Antworten erhalten hatte. Auch war die Geschichte der christlichen Kirche nicht geeignet, ihre Bedenken zu zerstreuen. Doch am meisten irritierte Rena die Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit. Wie konnte jemand, der sein Leben der Kirche widmete und in jedem zweiten Satz Gott, Jesus und die christlichen Tugenden hochhielt, gleichzeitig gehässig, missgünstig und menschenverachtend im täglichen Leben sein? Eine funktionsfähige Kirche müsste Renas Meinung nach die Kraft haben, die Menschen zu bessern. Leider schien sie hin und wieder das Gegenteil zu bewirken, indem sie allzu bereitwillig ihren mächtigen Schutzmantel über Mitglieder breitete, die sich alles andere als christlich verhielten.
Renas Weigerung, am Sonntagsgottesdienst teilzunehmen, wurde von den Dorfbewohnern jedoch problemlos akzeptiert. Sie war ja beileibe nicht die Einzige. Viele, darunter auch die Griessers, blieben dem Gottesdienst fern und galten dennoch als angesehene Mitglieder der Dorfgemeinschaft. Ihren finanziellen Beitrag zum Erhalt der Dorfkirche hatte die Familie Griesser aus kunsthistorischen Gesichtspunkten geleistet.
Über die herkömmliche katholische Glaubensrichtung hinaus, gab es in dem kleinen Dorf auch noch eine zahlenmäßig zwar kleine, aber ziemlich aktiv in Erscheinung tretende Gruppe von Marcel-Lefebvre-Anhängern. Als extremer Traditionalist hatte dieser die liturgischen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils bekämpft. Aufgrund seiner Aktivitäten waren ihm das Recht der Priesterweihe und die Vollmachten des Bischofsamtes entzogen worden, bis er letztendlich sogar exkommuniziert wurde. Nachdem Rena ein paar dieser Anhänger als besonders bigott kennen gelernt hatte, hielt sie sich von ihnen fern.
Doch wurde in der Gymnastikgruppe beileibe nicht nur geturnt. Fast jede Woche gab es irgendetwas zu feiern und wenn es nur das herrliche Wetter war. Die Frauen brachten dann frisch gebackenes Brot, Wurst aus eigener Schlachtung und viele andere Leckerbissen mit. Bei den selbstgebrannten Schnäpsen hielt sich Rena nach einer anfänglichen schlechten Erfahrung, die ihr einen Tag zwischen Bett und Toilette wechselnd eingebracht hatte, sehr zurück.
Natürlich stellten ihre neuen Bekannten auch Fragen nach Renas Vergangenheit. Rena konnte sie, ohne direkt zu lügen, ausweichend beantworten und schaffte es immer, das Thema zu wechseln. Ihr Privatleben ging niemanden etwas an, auch wenn sie nichts zu verbergen hatte. 

Auch der Kontakt zur Familie Griesser vertiefte sich nach der Partyeinladung. Ann-Katrin schien Rena schon nach dieser oberflächlicher Bekanntschaft als Freundin zu betrachten. Wenige Tage nach dem geselligen Abend rief sie Rena an und fragte, ob Rena nicht Lust habe, mit ihr zusammen ein- oder zweimal pro Woche im Griesser'schen Schwimmbad zu schwimmen. Thomas hatte seiner Frau wohl von der Begegnung am See erzählt. Da das Wetter kurz darauf umgeschlagen war und es empfindlich kalt geworden war, hatte Rena die freundliche Einladung angenommen. Auch in den Tennis- und Golfklub hatte ihre neue Bekannte Rena eingeladen, aber da hatte sie abgelehnt. Ihr Arbeitstag erlaubte keine weitere sportliche Betätigung.
Ann-Katrins Anregungen, gemeinsam mit Rena etwas zu unternehmen, waren sicher nicht dem Wunsch zuzuschreiben, ein leeres Leben mit Menschen zu füllen. Menschen hatte Ann-Katrin genug um sich: Partys, Tennismatches und Golfrunden. Erstaunlicherweise schien sie das Bedürfnis zu haben, mit Rena allein zu sein. Anfangs hatte Rena erwartet, dass Ann-Katrins Interesse bald einschlafen würde und die Arztgattin den Kontakt dann langsam reduzieren würde. Bisher war davon allerdings nichts zu merken. Rena konnte sich darauf verlassen, dass Ann-Katrin am Dienstag- und am Donnerstagnachmittag anrufen und nachfragte würde, ob sie auch sicher um halb sieben käme. Vielleicht brauchte Ann-Kathrin einfach jemanden, der sie zu dieser sportlichen Betätigung begleitete, um nicht der Faulheit nachzugeben und das Schwimmen ausfallen zu lassen. Oder sie hatte einfach gerne Leute um sich. Tiefgehende Gespräche führten die beiden Frauen nicht. Ann-Kathrin sprach zwar ununterbrochen, aber es war belanglose Konversation, wenn auch meistens recht unterhaltend. Anekdoten von den vielen Gesellschaften, an denen die Arztgattin teilnahm. Geschichten aus dem Leben ihrer zahllosen Bekannten. 

Auch jetzt war Rena wieder auf dem Weg in die Villa der Griessers. Allerdings würde sie heute Abend alleine schwimmen, denn am Samstag war die Familie nach Sri Lanka abgereist. Fünf Wochen lang würden sie dort Sonne, Strand und Meer genießen. Ann-Katrin hatte Rena einen Schlüssel gegeben und deren Ablehnung einfach nicht akzeptiert.
»Ich bin froh, wenn hin und wieder jemand ins Haus kommt. Am liebsten wäre mir täglich. Und am besten, du machst immer überall das Licht an. Dann kommt kein Einbrecher auf die Idee, das Haus könnte leer stehen. Du tust mir damit wirklich einen Gefallen!«
Unter diesen Umständen hatte Rena akzeptiert. Obwohl diese Aufgabe sicher auch Ann-Katrins Putzfrau oder ihre Mutter übernommen hätten. Das wunderbare große Schwimmbad ganz für sich alleine zu haben, reizte Rena sehr. Endlich konnte sie so schnell schwimmen, wie sie wollte und dabei ihren Gedanken nachhängen. 
Rena schloss die Eingangstür auf und betätigte weisungsgemäß auf ihrem Weg in die Schwimmhalle alle Lichtschalter, an denen sie vorüber kam. Da sie alleine war, machte sich Rena nicht die Mühe, die Umkleidekabine aufzusuchen, sondern legte ihre Kleidung direkt am Beckenrand auf einen Liegestuhl. Das Wasser war angenehm temperiert. Zügig schwamm Rena eine Bahn nach der anderen und versuchte ihre Gedanken von den Programmier-Problemen zu lösen. Manchmal versuchte ihr Gehirn auch ohne Tastatur und Bildschirm weiterzuarbeiten. 
Unweigerlich kam Rena in dieser Umgebung Thomas in den Sinn. Sie hatten sich seit dem Kuss im Wald nicht wiedergesehen. Rena hatte Männer, die ihre Frauen betrogen, immer verachtet. Vor allem, wenn sie es nur der sexuellen Abwechslung wegen taten und für diese kurze Sensation das Glück der Menschen riskierten, für die sie Verantwortung trugen. Soweit sie bis heute Einblick in die Familie Griesser erhalten hatte, war es eine glückliche Familie. Ann-Katrin liebte ihren Mann. Und Thomas liebte seine Frau oder war ihr zumindest herzlich zugetan. Monas und Pascals Elternhaus war intakt, davon war Rena überzeugt. Warum hatte er sie dann geküsst? Es war so selbstverständlich geschehen. Thomas hatte deshalb ganz offensichtlich keine Gewissensbisse. Und er hatte angedeutet, dieser Kuss sei erst der Anfang. Renas Körper sehnte sich nach dieser versprochenen Fortsetzung, auch wenn ihr Gewissen sie nicht guthieß. Das einzig Richtige wäre gewesen, jeden Kontakt zu der Familie Griesser abzubrechen. Wie immer bei diesem Thema, drehten sich Renas Gedanken im Kreis. Was sie tun sollte und was sie tun wollte war einfach nicht unter einen Hut zu bringen.
Am Ende einer Bahn angekommen schloss Rena eine elegante Wende an. Noch unter Wasser, glaubte sie aus den Augenwinkeln heraus im oberen Stockwerk des Hauses Licht gesehen zu haben. Ihr kräftiger Abstoß von der Wand trieb Rena jedoch aus dem kleinen Winkel heraus, von dem die Fenster des Hauses sichtbar waren. Aufgetaucht, machte Rena sofort kehrt. Tatsächlich, im oberen Stockwerk war ein Fenster erleuchtet! Ann-Katrin hatte die neue Freundin einmal durch das Haus geführt. Wenn Rena die Lage der Räume noch richtig in Erinnerung hatte, dann müsste dies das Schlafzimmerfenster von Ann-Katrin und Thomas sein. Renas Herz fing wild an zu klopfen. Dieses Fenster war vorhin nicht erleuchtet gewesen. Es musste jemand im Haus sein und zwar jemand, der nach ihr gekommen war. Fieberhaft überlegte Rena, was sie jetzt tun sollte. Jemand mit einem berechtigten Interesse hätte doch sicherlich zuerst die Schwimmhalle aufgesucht und nachgesehen, wer sich dort aufhielt. Die vielen Lichter konnten einem Besucher schließlich nicht entgangen sein. Diese Person im oberen Stock des Hauses verhielt sich eindeutig seltsam. Keinesfalls würde Rena ihr Leben riskieren, um einen Einbrecher davon abzuhalten, Ann-Katrins Schmuck zu stehlen, der bestimmt ausreichend versichert war. Das Beste war, die Polizei zu rufen und ihr die Lösung des Rätsels zu überlassen. Immer noch starrte Rena zu dem Fenster hinauf. Jemand bewegte sich in dem Raum. Der Schatten eines Körpers hob sich deutlich gegen das Fenster ab. Dann erlosch das Licht. Das obere Stockwerk lag wieder in völliger Dunkelheit. Mit kräftigen Schwimmstößen bewegte sich Rena auf die Leiter zu. Sie hatte gerade die oberste Sprosse erreicht, als plötzlich auch das Licht im der Schwimmhalle erlosch. Dann hörte Rena Schritte. Bevor sie dem heftigen Impuls nachkommen konnte, sich zu verstecken, erschien eine schwarze Silhouette am Durchgang. Der schmerzhaft helle Strahl einer Taschenlampe leuchtete Rena direkt in die Augen. Endlos lange Sekunden stand sie geblendet wie ein Kaninchen von den Scheinwerfern eines nahenden Autos. Dann erlosch das Licht und schnelle Schritte entfernten sich. Die Eingangstür fiel zu.
Nachdem sich ihre Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wagte sich Rena an den Lichtschalter. Nichts! Die schattenhafte Gestalt musste die Sicherung ausgeschaltet haben. Eine tropfende Wasserspur hinter sich herziehend, tastete sich Rena bis zum Eingang und dann den Kellerabgang hinunter zu dem Flur, der das Wohnhaus mit der Schwimmhalle verband. Ann-Katrins Hausführung hatte auch vor dem Keller nicht haltgemacht, da sich dort ein Fitnessraum befand, und Rena hatte bei dieser Gelegenheit den Sicherungskasten bemerkt. Allerdings hätte sie sich nicht träumen lassen, dass sie ihn einmal benötigen würde. Jetzt wäre auch ihr eine Taschenlampe von Nutzen. In völliger Dunkelheit und ständig nach Schritten eines eventuellen Komplizen des Einbrechers lauschend oder gar einen Angriff erwartend, ließ Rena ihre Hand über die Schalter gleiten. Einige wiesen nach oben, einige nach unten. Welches war die richtige Stellung? Nun, dunkler konnte es nicht werden, also probierte sie einfach aus. Schon beim ersten Versuch erstrahlte der Flur in hellem Licht. Sie legte daraufhin alle Schalter in dieselbe Richtung.
Aufatmend stieg Rena die Treppe wieder hinauf. Inzwischen zitterte sie nicht nur vor Angst, sondern auch vor Kälte. Ohne sich mit duschen aufzuhalten, schlüpfte Rena schnell in ihre Kleider. Dann machte sie sich auf einen Rundgang durchs Haus. Obwohl es ihr widerstrebte und sie sich wie ein Voyeur vorkam, öffnete sie jede einzelne Tür. Nirgends waren Zeichen eines Einbruchs zu erkennen. Sie ließ ihren Blick durch das luxuriöse Schlafzimmer schweifen. Falls ein Einbrecher hier gewesen war, dann hatte er keine Spuren hinterlassen. Oder eine Einbrecherin. Rena war sich sicher, die Silhouette am Durchgang zum Schwimmbad und auch die Schritte waren die Silhouette und die Schritte einer Frau gewesen! Das einzig Auffallende an diesem Schlafzimmer war ein erstaunlich schlampig gemachtes Bett. Allerdings traf dies nur auf die eine Hälfte zu. Die rechte sah tadellos aus, während die linke Hälfte den Eindruck erweckte, jemand habe darin geschlafen und sich dann nur wenig Mühe gegeben, das Bett anschließend wieder in Ordnung zu bringen. Rena löschte das Licht wieder. Was sollte sie tun? Eine Frau war hier gewesen. Eine Frau, die offensichtlich einen Schlüssel gehabt hatte. Sie hatte sich eine Zeitlang im Schlafzimmer aufgehalten und dann das Haus wieder verlassen. Und offensichtlich wollte sie von Rena nicht gesehen werden, sonst hätte sie sich nicht die Mühe mit den Sicherungen gemacht. Warum würde jemand, der das Recht hatte, sich im Haus aufzuhalten, so seltsam handeln? Und warum hatte die heimliche Besucherin das Haus überhaupt betreten, wenn sie im Verborgenen bleiben wollte? Die Lichterorgie, die Rena bei ihrer Ankunft veranstaltet hatte, konnte doch nicht unbemerkt geblieben sein? Entweder das Vorhaben, das mit diesem Besuch verbunden war, hatte keinen Aufschub geduldet oder die Besucherin war schon da gewesen, als Rena das Haus betreten hatte. Vielleicht hatte sie sich da schon im oberen Stockwerk aufgehalten und das Licht im Schwimmbad erst später bemerkt? Je länger Rena darüber nachdachte, desto plausibler schien ihr die zweite Möglichkeit.
Entschlossen wählte Rena die Nummer der Polizei. Auch wenn die Frau einen Schlüssel besaß, war ihr Verhalten doch sehr mysteriös. Vielleicht hatte sie doch etwas gestohlen? Rena konnte es nicht beurteilen. Fünf Minuten später standen zwei uniformierte Beamte und eine Beamtin vor der Tür.
Rena schilderte ihnen die Vorkommnisse der letzten halben Stunde, worauf sie zu viert ein zweites Mal das Haus vom Keller bis zum Dach in Augenschein nahmen. Außer den Wasserspuren, die Rena im Flur und im Keller hinterlassen hatte, konnten auch die Polizisten nichts Ungewöhnliches bemerken.
»Wir brauchen jemanden, der uns sagen kann, ob etwas fehlt. Fällt ihnen da jemand ein?«
 »Frau Griessers Mutter vielleicht oder ihre Schwester? Ich weiß nicht. Ich kenne die Familie noch nicht lange. Ich kann ihnen auch nicht sagen, wo diese wohnen.«
»Schauen wir beim Telefon nach. Die meisten Leute haben beim Telefon ihre privaten Nummern hinterlegt. Wahrscheinlich sind sie sogar direkt eingespeichert.«
Unter den Telefonkontakten war eine Andrea. Ann-Katrin hatte den Namen ihrer Schwester mehrmals erwähnt. Ebenfalls unter »Vati« war eine Nummer gespeichert. Nach kurzer Überlegung wählten sie Andrea Becks Nummer. Eine Schwester wusste vermutlich über Dinge wie Schmuck oder Kleidung eher Bescheid. Inzwischen war es neun Uhr. Ann-Katrins Schwester meldete sich nach wenigen Klingeltönen und versprach, sofort zu kommen. Anscheinend wohnte sie nicht weit entfernt, denn zehn Minuten später drehte sich ein Schlüssel im Schloss der Eingangstür und Andrea Beck stand vor ihnen. Ein dritter Hausdurchgang folgte, den Rena im Wohnzimmer abwartete. Andrea wusste, wo Ann-Katrin ihren Schmuck aufbewahrte: In Thomas' Arbeitszimmer gab es einen Safe. Die Schwester kannte sogar die Kombination. Der Safe war unangetastet. Es fehlte nichts, bis auf die Stücke, die Ann-Katrin mit nach Sri Lanka genommen hatte. Auch sonst war nach Andreas Einschätzung alles an seinem Ort.
Die Polizisten entließen Rena mit der Bitte, am nächsten Tag auf dem Präsidium vorbeizukommen und ein Protokoll zu unterschreiben. Auf dem Heimweg grübelte Rena über das seltsame Verhalten der Besucherin nach. Es fiel ihr keine plausible Erklärung ein. Wie dem auch sei, sie hatte getan, was sie tun konnte. Alles Weitere war Sache der Polizei. 

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